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Um das Stereosehen nicht zu gefährden, müssen speziell Kinder frühzeitig optometrisch untersucht werden.

Was ist Stereosehen?

Das stereoskopische Sehen oder auch verkürzt „Stereosehen“ ist die höchste Form des beidäugigen Sehens. Wird es in seiner Entwicklung gehemmt oder gestört, ist das räumliche Sehen ein Leben lang beeinträchtigt.

Bei „Stereo“ denken die meisten Menschen zuallererst an Musik: Um einen räumlichen Schalleindruck herzustellen, braucht es mindestens zwei oder mehr Boxen. Ähnliches gilt für das Stereosehen. Um einen räumlichen Seheindruck herzustellen, braucht es zwei oder mehr Augen – den meisten Lebewesen genügen zwei. (Die neuseeländische Brückenechse verfügt über ein drittes Auge auf dem Kopf, mittels dessen sie Hell-Dunkel-Unterschiede wahrnehmen kann, doch macht sie diese Sonderausstattung zu einem Exoten, zumindest auf diesem Planeten.)
Maßgeblich für die Qualität des räumlichen Sehens ist jedoch nicht allein die Anzahl der Augen. Entscheidend ist, dass die beiden Augen dem Gehirn annähernd gleichwertige Seheindrücke liefern. 
Ist dies der Fall und die Netzhäute beider Augen erhalten Bilder der Umwelt, die sich nur geringfügig aufgrund des Augenabstandes voneinander unterscheiden, kann das Gehirn die beiden Netzhautbilder fusionieren. Im Ergebnis entsteht ein einziges Bild der Umwelt, das eine räumliche Dimension aufweist. 

Wie funktioniert Stereosehen?

Beim Fixieren eines Objektes nimmt jedes Auge einen geringfügig anderen Winkel ein. Je näher das Objekt sich befindet, desto stärker muss die Einwärtsbewegung der Augen zur Nase (Konvergenz) sein. Die motorische Koordination erfolgt dabei durch die Augenmuskeln, die außen am Augapfel sitzen und seine Ausrichtung steuern. Erlernt wird dies bereits im Kindesalter. Wird dieser Lernprozess jedoch gestört, kann dies erhebliche Beeinträchtigungen des räumlichen Sehens nach sich ziehen.

Störungen des Stereosehens

Sind die Augen eines Kindes verschieden stark fehlsichtig (Anisometropie), erhält das Gehirn zwei Bilder unterschiedlicher Qualität, die es nicht mehr fusionieren kann. Deshalb sind die frühzeitige Erkennung einer Fehlsichtigkeit und dessen optische Korrektion sehr wichtig. In der Regel erfolgt die Korrektion mittels einer Brille, doch sind gerade bei höheren Anisometropien Kontaktlinsen unter Umständen das bessere Mittel. Anders als Brillen führen sie bei stark voneinander abweichenden Fehlsichtigkeiten der Augen nicht zu unterschiedlich großen Netzhautbildern (Aniseikonie), die wiederum das Stereosehen erschweren. 
Bei einem Schielfehler ist ebenfalls häufig kein dreidimensionales Sehen möglich, weil der Seheindruck des schielenden Auges unterdrückt wird. Hier kann eine Prismenbrille helfen: Die Strahlen werden hierbei gezielt so abgelenkt, dass trotz des Schielfehlers zwei qualitativ gleichwertige Netzhautbilder entstehen können.
Das Zeitfenster für derartige optische Interventionen ist allerdings begrenzt. Bis zu einem Alter von sechs Jahren ist der Sehprozess gut wiederherstellbar, bis zum zehnten Lebensjahr wird’s schwieriger. Danach ist die Entwicklung abgeschlossen.

Test des Stereosehens

Im Rahmen der Brillenglasbestimmung beim Augenoptiker erfolgt in der Regel auch Prüfung des Stereosehens. Mehr zur Brillenglasbestimmung erfahren Sie auf www.optometrist.de.

Zusammenfassung

  • Stereosehen ist die höchste Form des beidäugigen Sehens.
  • Bedingt durch den Abstand der beiden Augen voneinander entstehen auf den jeweiligen Netzhäuten leicht unterschiedliche Abbilder eines fixierten Objektes. 
  • Das Gehirn ermittelt aus dem Abgleich der beiden Netzhautbilder einen Eindruck der räumlichen Tiefe.
  • Vereinfacht gesagt, ist Stereosehen gleichbedeutend mit 3D-Sehen.